Pommern des mittelalterlichen Barden | Andrzej Lampert | ERÖFFNUNGSKONZERT
Fr. 08-09-2023, 19:00
Sinfonisches Konzert
Sinfoniesaal
Die Lieder des Wizlav von Rügen sind die ältesten erhaltenen Musikwerke aus dem pommerschen Raum. Sie sind bis heute in Form einer Handschrift erhalten, die in der Universitätsbibliothek in Jena aufbewahrt wird. Ihr Autor ist ein slawischer Fürst, der zwischen 1265 und 1325 lebte und über Rügen und die Umgebung herrschte. Der Komponist und Arrangeur Jakub Kraszewski und Prof. Paweł Pieńkowski haben sich seiner Melodien und Texte angenommen. Sie schufen neue Bearbeitungen des Liedes in polnischer Sprache, begleitet von einer außergewöhnlichen Orchesterbesetzung.
Noch vor wenigen Jahren schien der ehemalige slawische Charakter Pommerns aus unserem Bewusstsein verschwunden zu sein. Dieser Aspekt der Geschichte wird manchmal immer noch als eine künstliche Schöpfung des früheren Systems wahrgenommen. Die Anwesenheit der Slawen ist jedoch durch historische Quellen und zahlreiche zeitgenössische wissenschaftliche Arbeiten reichlich belegt.
Fürst Wizlaw III. erhielt eine für die damalige Zeit umfassende humanistische Bildung, wovon die in seinen Liedern auftauchenden Bezüge auf das Alte Testament und die Antike zeugen. Wizlaws Werke sind dank einer erhaltenen Handschriftenbeilage, die heute in Jena (Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena) aufbewahrt wird, bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Diese Handschrift, die Noten und Gedichte aus dem 13. und frühen 14. Jahrhundert enthält, gilt als die bedeutendste bis heute erhaltene Sammlung mittelalterlicher Lieder in Deutschland.
Bei der Bearbeitung des Liedes entschied sich Jakub Kraszewski für ungewöhnliche musikalische Wege. Im Hinblick auf den historischen Charakter des Textes schrieb er die Stimmen für die Drehleier. Eine Brücke zur zeitgenössischen Musik wurde dadurch geschaffen, dass auch eine Unterhaltungssektion in das Orchester eingebaut wurde.
Die Texte des Fürsten Wizlaw wurden rekonstruiert und von Paweł Pieńkowski ins Polnische übersetzt. Sie erzählen von nahezu allen Dingen, die den begabten Herrscher beschäftigt haben könnten. Sie enthalten wunderschöne Beschreibungen des Wechsels der Jahreszeiten, der mit dem Regieren verbundenen Emotionen sowie – was vielleicht am wichtigsten ist – amouröse oder sogar erotische Dilemmata. Das Werk wurde im November 2021 erstmals online veröffentlicht.
KÜNDTLER*INNEN:
Symphonieorchester der Philharmonie in Szczecin
Andrzej Lampert – Gesang
Łukasz Górewicz – Violine
Patryk Matwiejczuk – Klavier
Paweł Rozmarynowski – Bassgitarre
Jakub Szwarc – Schlagzeug
Artur Pacak – Gitarre
Jacek Hałas – Drehleier
Jakub Kraszewski – Dirigent